Strategisches und Koordination
Zwei Jahre Bürgerrechtsbewegung Schweiz aus der Vogelperspektive - Eine Verständnishilfe zum weiteren Vorgehen
Bewegung und Netzwerk-Kommunikation im Wandel
Die Jahre 2020/2021:
Die Anfänge der Bewegung Schweiz/Dachkoordination/heutige Vereine: Eine Gruppe aktiver Menschen finden sich zusammen und die Anwesenden übernehmen Themebereiche und Zuständigkeiten für Netzwerk, Soziales, Rechtliches, Medienarbeit, usw. werden zugeordnet. Damalige Hauptfrage: «Wie erreichen wir Menschen, die ebenfalls verstehen, was passiert?!» Die «Dachkoordination» bewegte sich von «suchend und aufklärend» hin zu «koordinierend, strategischem umsetzen und informieren».
Das Jahr 2021
Es stehen nun «Durchführende» Aktivitäten (Referenden/Abstimmung) im Vordergrund. Die Basis folgt den auch in den Leitmedien angekommenen Vereinen, die den Ton angeben, meist bei der Durchführung von Demonstrationen und Abstimmungskampagnen. Die Abspaltung einer Gruppe von Vorständen in eine geschlossene und im Hintergrund agierenden Koordination während eines nationalen Treffens, erschwert die Handlungsfähigkeit der bis dato miteinander arbeitenden Netzwerker und Experten. Wichtige Kommunikation zu und zwischen den Netzwerken und Organisationen, findet durch diese neue "KoordinationCH" nur noch selektiv statt. Kleine Gruppen werden nicht mehr geladen. Netzwerke werden übergangen, wenn dem von der neuen "KoordinationCH" vorgegebenen Narrativ nicht Folge geleistet wird.
Die Kommunikation entwickelt sich nach dem Prinzip: RAUS MIT DER INFORMATION. Die Basis wird geflutet mit ständig wiederkehrenden Inhalten zu den Abstimmungskampagnen. Vorallem bei Telegram sind sich viele Kanäle und Info-Verteiler nicht im Klaren darüber, dass das Zumüllen der Abonnenten und Chatmitglieder grosse Info-Müdigkeit zur Folge hat. Wichtige Informationen gehen unter. Einige Telegramkanäle veröffentlichen Aufrufe zu Demos, aber ohne Hintergundinformationen. Dies erschwert die Kommunikation für Demobesucher => Abspaltungen durch Unzufriedenheit und Misstrauen. Grund sind u.a. auch Aussagen wie: «Wir raten euch nur auf bewilligte Demos zu gehen.» oder «Löscht Aufrufe zu unbewilligten Spaziergängen und Demos» (Zensurforderungen). Einer Unterwanderung an Demospitzen wird Tür und Tor geöffnet.
Der Basis wird die Zuordnung von Informationen dadurch schwer gemacht. Keine einheitliche Linie im Vorwärtsgehen der Vereine für die Basis ist mehr erkennbar. Der Wunsch nach vollständiger Übernahme durch einige Vorstände, besonders im Bereich Eventkoordination, kollidiert mit der Ansicht anderer, nach transparenter Informationsweitergabe.
In den Jahren 2021/2022:
Zwei Richtungen in der Bewegung selbst zeichnen sich ab: Eine «neue», resp. «parallele Gesellschaft» und das «alte erneuernd, durch neue Volksvertreter». Die Kommunikation über Vorstösse, erfolgt durch die Leitmedien und durch direkten Austausch innerhalb der regionalen Basis. Regiogruppen beginnen damit, sich vermehrt selbst zu organisieren und ihre Kommunikation regional auszurichten. Vereinsführungen entfernen sich von der Basis.
Es entstehen Vereinshirachien und aufgrund dessen auch Unmut, sowie Pyramiden in der Pyramide.
Die Mitglieder und Menschen üben keine Kritik: «Ich äussere mich nicht dazu. Ich möchte nicht spalten.» Wöhrend die Leitung immer auf «wir gehen vorwärts. Unsere Mitglieder gehen natürlich mit» , pocht.
Vereinsbubble-interne nicht-Kommunikation von existierenden Organisationen in der Bewegung, lässt einzelne Gruppen thematischen Engagements, im Verein selbst entstehen. Thematisch arbeitende Netzwerke im Rest der Bewegung bleiben von den Führungen oft bewusst unerwähnt. Oder: regional Aktiven wird einfach eine Vereins-Regioleitung vor die Nase gesetzt, die jetzt übernimmt. Dieses «Gruppenfressen» sorgt für weniger Gruppen-Vielfalt pro Themengebiet (z.B. KMU, Schule, Pflege). Als Folge verweisen Netzwerke und bestehende Infrastrukturen werden nicht weiter genutzt. Somit auch nicht kommuniziert. Eine Endlosschleife der Doppelspurigkeit und dann wieder Übernahme resultiert aus diesen Prozessen. Ressourcen-Verschwendung in Millionenhöhe.
Aus dieser sehr nüchternen Bilanz der letzten zwei Jahre, können wir aber viele Erkenntnisse gewinnen und Dinge in Zukunft besser machen.
Transparenz und strategische Zielsetzungen
Die Kernfrage aus dem vorigen Abschnitt lautet somit wie folgt:
Wie schaffe ich Transparenz, ohne bestimmte Vorgänge (wenn in Planung) oder Gruppen angreifbar zu machen? Zuerst sollte die Frage geklärt sein, was «angreifbar« überhaupt bedeutet. Ist es die Angst vor medialen Angriffen, Konsequenzen für einen selbst oder gar Misstrauen gegenüber der sog. Mitstreiter? Dies kann nur jeder für sich selbst beantworten. Dennoch: Durch einen Vereinsvorstand, Regioleiter etc. sollte nie eine mögliche Lösung, ein Weg oder Ansatz verschwiegen werden. Bedauerlicherweise ist dies die Praxis. Weshalb die Pflege einer Plattform wie «Gemeinsam Schweiz» ein dickes Fell und viel Glaube an die Eigenverantwortung der Menschen erfordert. Die Bezeichnung «Qualitätswiderstand» hat daher für viele Netzwerker einen seltsamen Beigeschmack.
Eine Strategie ist nur so gut, wie das Wissen der Anwesenden über die Ausgangslage und die Einigkeit über gemeinsame Zukunftsvisionen, sowie über Visionen und Strategie der Gegenseite. Wird dabei ein gemeinsames Vorgehen festgelegt, sollte nicht davon abgewichen werden. Bist du im Stande, konsequent Abmachungen einzuhalten oder möchtest du eigene Wege gehen? Darüber sollte man sich im Klaren sein und ehrlich kommunizieren.
Einer erfolgreichen Koordination geht ein Konsens voraus
Unsere Erfahrung seit dem 10. März 2021:
Spaltet sich ein Teil als eigenständige Koordination ab, ist eine erfolgreiche Gesamtkoordination nicht mehr gewährleistet. Ein Grund, warum «Gemeinsam Schweiz» im vergangenen Jahr nicht weiter an einer Koordination festgehalten hat, sondern sich mit verstärktem Einsatz der Unterstützung und dem zugänglich machen von Informationen für die gesamte Bewegung gewidmet hat. Jetzt müssen wir gegenseitiges Vertrauen aufbauen, für alles was noch kommt.
Es folgen weitere Ausführungen zum Thema
Gruppen und Netzwerke verstehen - Zusammenarbeit unter belastenden Bedingungen
Warum man dem Thema «Gruppenzusammensetzung und Dynamik» sehr viel Aufmerksamkeit schenken sollte, wenn man etwas erreichen möchte.
Die meisten Ursachen für Konflikte sind:
Parasitäre Organisationen und Strukturen rechtzeitig erkennen
Die folgenden Punkte können dir dabei helfen zu erkennen, ob eine Organisation der Sache wegen aktiv ist, oder von dir/deinem Verein nur profitieren möchte.
Man redet erst über Spenden, dann über das Vorhaben.
Thementisch und Konsensfindung
Mit all dieser Erfahrung und dem grossen Netzwerkwissen, ist für uns die Zeit gekommen, noch einmal an folgendem Punkt anzusetzen:
Der Wiederaufbau einer funktionsfähigen und von Vereinsdenken unabhängigen Koordination. Wir widmen uns realistisch den Fragen: Reichweite, Medien, Bevölkerung, Aufklärung und Herangehensweise. Strategisch sinnvoll ausgearbeitete Etappen, bei deren Umsetzung jeder mitwirken kann. Sachpolitik vor Ideologie. Basis stärkend.
=> Wiederherstellung eines nach Themenbereich agierenden «Runden Tisches» mit wechselnde «RepräsentantenInnen» des jeweiligen Themenbereiches.
Es folgen weitere Informationen zum Thema
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Fotos by Michael Stübi